Am 26. Juni 2024 genehmigte das Bergamt Südbayern eine Gasbohrung im Reichlinger Gemeindegebiet („Kinsau 1A“), durchgeführt von der Firma Energieprojekt Lech Kinsau 1 GmbH. Zusammen mit der Genexco GmbH hält das Unternehmen Konzessionen für ein 100 km² großes Gebiet zwischen Lech und Ammersee, in dem bis zu zehn Bohrungen geplant sind. Ein weiteres Grundstück wurde bereits für eine zweite Bohrung gepachtet und ein UVP-Vorprüfungsentwurf an das zuständige Bergamt übermittelt.
Die Projekte riefen in den vergangenen Monaten breite Kritik hervor – von Bürgerinnen und Bürgern wie auch von Kommunen. Im Fokus stehen vor allem Risiken für Trinkwasser, Landschafts- und Klimaschutz, Landwirtschaft, Tourismus und die Lebensqualität der Anwohner.
Vor diesem Hintergrund beantragen die Fraktionen CSU, Unabhängige Bürgervereinigung (UBV) und Grüne im Kreistag Landsberg einen Grundsatzbeschluss:
1. Der Kreistag lehnt die geplanten Gasbohrungen ab, insbesondere „Kinsau 1A“.
2. Der Landkreis stellt keine eigenen Flächen für fossile Fördervorhaben bereit.
3. Er bekennt sich zu einem nachhaltigen Energiemix auf Basis erneuerbarer Energien, Effizienzmaßnahmen und bürgernaher Energiepolitik, wie es im Klimaschutzkonzept längst beschlossen wurde.
4. Die Kreisverwaltung soll die Öffentlichkeit über den Stand des Verfahrens informieren und die Interessen des Landkreises gegenüber den verantwortlichen staatlichen Stellen deutlich machen.
Begründet wird der Antrag mit möglichen negativen Folgen für Umwelt und Bevölkerung sowie dem geringen energiepolitischen Nutzen. Statt fossiler Projekte soll der Landkreis weiter konsequent auf klimafreundliche Lösungen setzen.
In der folgenden emotionalen Diskussion werden Argument für und gegen das Projekt ausgetauscht. U.a. Peter Satzger (Grüne) verweist auf das bereits beschlossene Klimaschutzkonzept des Landkreis, das auf erneuerbare Energien setze. Er betont außerdem, dass es dringend notwendig sei, auf fossile Energieträger zu verzichten und den CO2-Ausstoß zu verringern. Der Beschluss setze nicht nur ein Zeichen, sondern befinde sich vollkommen im Rahmen der Möglichkeiten und Kompetenzen des Landkreises, z.B. wenn es darum gehe, kreiseigene Flächen für die Förderung nicht zur Verfügung zu stellen.
Eine Vertagung dieses Themas, wie von einzelnen Kreisrät*innen gefordert, lehnt der Kreistag ab und befürwortet den Antrag mit deutlicher Mehrheit.
Kommentar von Kilian Fitzpatrick (Kreisrat): Die Annahme des gemeinsamen Antrags von CSU, UBV und Grünen im Kreistag Landsberg ist ein wichtiges und längst überfälliges Signal. In Zeiten, in denen Klimakrise, Wassermangel und der Schutz unserer Lebensgrundlagen immer dringlicher werden, verbieten sich neue fossile Förderprojekte von selbst. Gasbohrungen wie in Reichling gefährden nicht nur unser Grundwasser, sensible Naturräume und die Gesundheit der Menschen vor Ort, sie konterkarieren auch alle bisherigen Anstrengungen beim Ausbau erneuerbarer Energien. Dass drei Fraktionen mit unterschiedlichen politischen Wurzeln gemeinsam ein klares „Nein“ zu fossilen Bohrungen formulieren, zeigt, wie ernst die Lage eingeschätzt wird. Dieses Votum ist mehr als eine symbolische Geste – es ist ein Auftrag, die Energieversorgung in Zukunft konsequent regional, nachhaltig und klimafreundlich zu gestalten.